Über die Briefe des Apostels Paulus bekommen wir Einblick in die Welt der frühen
Christengemeinden. Es sind schlaglichtartige, situative, eng begrenzte Momentaufnahmen.
Vieles kommt überhaupt nicht zur Sprache - weil es für den Apostel halt gerade nicht aktuell
war. Und dennoch erfahren wir sehr viel: über die Theologie und das Leben dieser Gemeinden,
über die Leidenschaften und (äußeren wie inneren) Kämpfe der ChristInnen, über die
Grundimpulse und die Grundfragen der frühen Kirche.
Aber wie sind diese Gemeinden überhaupt entstanden? Und warum sind sie gewachsen?
Woher kommen Attraktivität und Erfolg des Evangeliums in der griechisch-römischen Antike,
in der ja eine Vielzahl von Kulten und Religionen, von Philosophien und Weltanschauungen um
Aufmerksamkeit und um Anhänger werben? Welchen "Mehrwert" bieten Christengemeinden angesichts
eines pompös inszenierten Kaiserkultes oder angesichts grandioser Mysterienfeiern samt den
damit verbunden Heilsverheißungen?
Heute erleben wir eine weltanschauliche Pluralität, wie es sie seit der Antike im
"Christlichen Abendland" nicht mehr gegeben hat. Umso wertvoller ist es, das Leben der
frühen Christengemeinden anzuschauen - und sich davon für unsere Zeit inspirieren (z.B.
trösten und ermutigen) zu lassen.